Heimat
das Thema kam ganz von selbst, es war plötzlich da. Die GVL gab mir ein Stipendium, damit ich Songs dazu recherchiere und
… zack stehe ich ohne Wohnung da.
Kündigung wegen Eigenbedarf.
Eine neue Wohnung war für mich als eine selbständige Musikerin in Berlin nicht zu finden.
Panik und Verzweiflung mit Galgenhumor habe ich durchlebt.
Am Ende traf ich die Entscheidung, keinen Mietvertrag zu unterschreiben, der mich vom Regen in die Traufe bringt. Anstatt dessen habe ich meine Sachen eingelagert und bin auf Reisen gegangen. Eine Befreiung! Seitdem lache ich wieder.
Die Panik kommt manchmal noch wieder, wenn ich nicht weiß, wo ich im nächsten Monat wohnen werde. Auch damit lerne ich umzugehen.
Und mit alldem bin ich privilegiert. Ich habe noch keine Nacht unter der Brücke geschlafen, bin nicht auf der Flucht, nicht staatenlos und werde nicht verfolgt.
Home In Between
In diesem transkulturellen Bandprojekt europäischer Musiker*innen überwinden wir Grenzen zwischen Ländern und Menschen und definieren den Begriff „Heimat“ in einem musikalischen Prozess neu. Wir interpretieren, arrangieren, spielen und erforschen Lieder, die verschiedene Aspekte von Heimat zum Thema haben.
Heimat ist ein Begriff zwischen Sehnsucht, Hoffnung und Hass. Wo hört meine Heimat auf, wo beginnt deine? Wo sind Ränder, Grenzen zwischen Menschen, Ländern, Staaten?
Entgegen allen nationalistischen Behauptungen ist Heimat nichts festes, unveränderliches und schon gar keine „gute, alte Zeit“, in die man zurückkehren könnte, wenn man denn wollte. Heimat ist eine Idee, ein Gefühl, im steten Fluss. Heimat ist viele. Meine Heimat kann auch anderen Menschen Heimat sein, egal, woher sie stammen oder wie sie aussehen. Insofern sollte Heimat immer im Plural stehen. Heimaten.
Reinhild Kuhn: Gesang, Performance
Thomas Holzhausen: Gitarre, Sounds
Berit Jung: Kontrabass
Texte und Musik u.a. trad. sephardisch, Schumann/Eichendorff, Fabricio de Andre, Renaud, Traditionel der Hebriden, Ada Milea, Mikes Theodorakis, Odyn v Kanoe, Eldar Rjasanow, Detlef Winterberg, Reinhild Kuhn und Thomas Holzhausen
Vor allem die Kombination zwischen den wunderbaren Musikern
und deinem Gesang, deiner Performance und Ausstrahlung.
Sehr ergreifend…“ (Richard Sanders)
Immer implizit. Nicht nur bezogen auf Wohnungsnot. Die aktuellen Weltkrisen und -kriege, Not und Vertreibungen, waren in der Liedauswahl präsent: Ukraine/Russland, Israel/Palästina, Roma und Sinti – und das regte zum Nachdenken an.“ (MD)
Live-Mitschnitte unseres ersten Konzerts:
У мене немає дому – Ich habe kein Zuhause
Citta Vecchia
Seal Song
Ностальгия – Nostalgie
Εδώ το φως (Edo to fos) – Hier ist das Licht
Ven Kerida – Komm Geliebter
Sehen
Foto Header: Robert Gemming